Lappland 2016: Gränsleden - Nordkalottleden

 

 

 

   

Das Fazit der Reise vorneweg:

200 km lange Trekkingtour mit 6.630 hm im Anstieg. Dauer 12 Tage. Unterwegs keine Möglichkeit, Verpflegung zu kaufen. Übernachtungen im Zelt, gelegentlich in Hütten (Schlüssel des DNT muss vorab besorgt werden).

Zeltplätze sind rar, aber- ausser in den Hochlagen- immer zu finden.

Orientierung: auf dem Gränsleden gelegentlich Pfadstücke, auf dem Nordkalottleden meist weder Pfad- noch Trittspuren! Nur gelegentlich Restmarkierungen oder Steinmänner. GPS- Navigation m.E. unerlässlich, andernfalls viel Zeit nötig für Orientierung mit 1:100.000-er-Karte und Kompass.

Über die ganze Strecke trafen wir am 4. Tag 2 Männer auf Tour. Ansonsten keine Menschenseele auf den 12 Etappen.

Wir- mein Sohn und ich- starteten am 11. September in Ritsem und kamen am 22.09. in Katterat an.

Hier einige Fotos, am Ende mein Tagebuch:
       
       
       
       
       
       
       
Tagebuch:
       

FR, 09.09.     Anreise. Flug Stuttgart – Berlin – Stockholm – Gällivare

Ankunft im B & B von Marita bei strömendem Regen um 23:00 h.

SA, 10.09.     Gällivare – Ritsem

Bestellte Primus- Kartouchen im Intersport, Gällivare abgeholt. Letzte Lebensmittel im Coop gekauft.

Abfahrt Bus 10:45 h. Ankunft Ritsem 15:00 h. Kochen, packen, Spaziergang zum See.

SO, 11.09.     Start

Mit leichter Kleidung Start auf dem "Gränsweg". Ab Mittag Sturm, Regen und Kälte. Trotzdem läuft's gut und wir finden dort, wo der "Weg" erstmals auf den See trifft, einen annehmbaren Zeltplatz.

     

km 18,6, hm 660

MO, 12.09.    Zelt – Zelt

Wir packen im Regen, später wird's besser. Unerwartet lange Anstiege. Wir kommen bis 4 km vor der Brücke über den Sargajavrre.
     

km 17,7, hm 745

DI, 13.09.     Zelt – Zelt hinter Roysvatn

Gutes Wetter, unterwegs eine längere Furt. Ab Roysvatn keine Markierung mehr, auch keine Pfad- oder Trittspuren. Orientierung mit GPS. Wir zelten am Svartitjavrre.

     

km 16,9, hm 573

MI, 14.09.     Zelt Svartitjavrre – Zelt vor Bro am Bovrojavri

Den ganzen Tag Regen, ab Mittag mit Sturm. Wir kochen im Zelt. Es regnet weiter die ganze Nacht hindurch.

     

km 20,2, hm 521

DO, 15.09.    Zelt – Zelt 7 km hinter Pauro am See 733

Regen und Sturm bis 09:30 h, dann wird's zunehmend besser.

Vor Pauro treffen 2 Landzungen bis auf einen Abstand von 15 m aufeinander. Um dieses kurze Stück Wasser zu überqueren, sollte eigentlich auf jeder Seite ein Ruderboot liegen. Bei unserer Ankunft gab's nur 1 Boot- auf der anderen Seite!

Was tun? Um den See zu umrunden, würden wir 2 Tage brauchen. Nach einigem Zögern entschließe ich mich, es trotz der dem Anschein nach starker Strömung, mit schwimmen zu versuchen. Es klappt! (Das Wasser war bei 0°C gerade noch flüssig!)

Am anderen Ufer kann ich die Bootsleine erst lösen, nachdem ich mit viel Mühe das vollgelaufene Boot langsam entleert habe. Dann weitere 10 eiskalte Minuten, nackt im Boot, bis ich zu Lorenz zurückgerudert bin.

Die Überfahrt mit unserem schweren Gepäck klappt Gott-sei-Dank ohne Kenterung.

Wenige hundert Meter dann bis zur Pauro- Hütte. Dort kurze Erholungspause. Und eine Notiz betreffend der Boote vom letzten Benutzer: er fand das 2. Boot abgetrieben in einer Bucht, konnte es aber allein nicht leeren und ist dann nur mit Boot 1 übergesetzt.

Am Nachmittag ist es sonnig und windstill. 7 km hinter Pauro schlagen wir an schöner Stelle das Zelt auf.

     

km 11,1, hm 769

FR, 16.09.     Zelt – Sitashyttene

Am Morgen vereistes Zelt und Sonne! Trockenes Wetter den ganzen Tag bis zur Ankunft an der Sitashütte. Dort übernachten wir heute.

Lorenz kalkuliert die künftigen täglichen Essensrationen neu durch: knappe Kost in den nächsten Tagen!

Später kommen noch 2 junge norwegische Jäger auf die Hütte- mit viel zu viel Proviant! Wir dürfen uns bedienen und hauen uns prophylaktisch die Mägen voll!

     

km 17,4, hm 264

     

Bis hier: 
Gesamt- km:            104
Gesamt- hm:         4.159
Gesamt- Zeit: 57:46 Std.

SA, 17.09.       Sitashyttene – Zelt ca. 5 km hinter Skoaddejavrihytta

Was für ein Tag! Ein Unheil bringt das nächste mit sich!

So fings an: durch die beiden Mitbewohner auf der Sitashütte mussten wir nicht abschließen und vergaßen deshalb unseren im Schloss steckenden Schlüssel. Das Aus für weitere Hüttenübernachtungen bei extrem schlechtem Wetter?

Als Lorenz es bemerkte, hatten wir bereits 12 km hinter uns- zurück zu gehen kommt nicht wirklich in Frage! Aber wir sind auf einem Fahrweg, der von Osten her zu einem Kraftwerk führt. Es ist Wochenende und tatsächlich kommt ein Jäger mit dem Auto. Er ist bereit, uns zurück zur Hütte zu fahren.

Die Rucksäcke lassen wir am Straßenrand liegen und steigen ein. Ich nehm noch schnell meinen Geldbeutel zu mir, um dem Fahrer ein Trinkgeld anbieten zu können (P.S.: hätte der niemals angenommen).

Nach kurzer Fahrt fällt Lorenz ein, dass wir vor ca. 2 km eine Schranke passiert haben. Er sagt's dem Fahrer, der hat aber keinen Schlüssel, um diese zu öffnen. Also wenden wir, er bringt uns zurück zu den Rucksäcken.

Nun Unheil Nr. 2: wenige Sekunden nach Abfahrt des Autos merke ich, dass ich meinen Geldbeutel im Auto liegengelassen habe- mit Geld, Ausweis, EC- und Visakarte …

Lorenz verfolgt noch das Auto, bis es in weiter Ferne zum Stehen kommt. Aber der Fahrer bemerkt meinen Geldbeutel nicht. (P.S.: Wochen später schickt mir Herr Stindberg den Geldbeutel nach Hause zu, der fehlende Ausweis kostet mich aber beim Rückflug 1 Tag Zeit und ca. € 1.000.- Unkosten).

Da Lorenz EC- und Visakarten dabei hat, entschließen wir uns, mit unserer Tour fortzufahren.Dank gutem Wetter und einfacher Strecke schaffen wir bis zum Abend noch 25 km.

     

km 25,7, hm 937

SO, 18.09.     Zelt – Cainavaggehytta

Noch Frühstück im Trockenen, dann bis zum Abend leichter Niesel und wenig Wind.

Nach dem Gautelisvatnet 10 harte, anstrengende Kilometer durch nervtötende, endlose Blockfelder. Haxenbrecher- Gelände!

Wir sind froh, als wir gegen 17:30 h in anhaltendem Nieselregen und Nebel die Cainavaggehytta erreichen. Mangels Schlüssel schraube ich mit dem Taschenmesser die Schlossgarnitur ab. Wir genießen den Komfort einer Hütte (innen Spaghetti und draussen Sturm!)

     

km 18,2, hm 1.203!
(noch 46,6 km bis zum Ziel)

MO, 19.09.    Cainavaggehytta – Losihytta

Leichter Niesel zum Start. Gleich beginnt der lange Aufstieg zum Smailerien- Pass. Alpines Gelände und kleine Gletscher.

Dann Abstieg in's Norddalen. Dort fehlt die Brücke über den reißenden Bergbach. Keine Furtmöglichkeit. Wir müssen ganz hinunter in's Tal, dorthin, wo sich der Bach im Mündungsdelta vielfach verzweigt. Dort können wir ihn furten.

Kurze Strecke noch bis zur Schotterstrasse, auf dieser einige Kilometer bis zum Abzweig Richtung Losi- Hütte.

Wir sind ziemlich kaputt und wollen zelten, finden aber keinen Platz. So steigen wir weiter an und erreichen gegen 18:30 h die Losihytta. Nach einiger Diskussion entscheiden wir uns, in der Hütte zu übernachten.Das Schloss öffne ich mit dem Taschenmesser- den Dreh hab' ich mittlerweile raus!

     

km 18,6, hm 588
         H max. 1.268 m

DI, 20.09.     Losihytta – Rienatvaggi

Um 6:30 erster Blick aus dem Fenster: Regen, Sturm, dichter Nebel. Sinnlos, die Hütte zu verlassen.

Ab Mittag reißts's langsam auf. Lorenz hat ersten Handy- Empfang und lässt sich von seiner Mutter den Wetterbericht vorlesen- er ist vielversprechend!

Also starten wir um 15:30, um noch einige Kilometer vor dem morgigen langen Aufstieg hinter uns zu bringen.
Auf einem topfebenen Hügelchen schlagen wir das Zelt auf. Es folgt ein prachtvoller Sonnenuntergang!

     

km 4,7, hm 153

MI, 21.09.     Rienatvaggi – Zelt

Sonne und Wolken im Aufstieg zum Pass. Im Abstieg müssen wir heikel über's Blankeis des Rienatcohkk, eines grossen Gletschers. Dort prächtige Szenerie in Fels und Eis.

Diese Etappe ist das Highlight der ganzen Tour!

Wir zelten ca. 4 km vor dem Hundsdal.

     

km 13,8, hm 469

DO, 22.09.    Zelt – Katterat

Wir stehen um 6:00 h auf und starten um 8:30 h, um heute noch unser Ziel Katterat zu erreichen.

Windstille, Wolken, Sonne- ein perfekter letzter Tourentag!

Vom Hundsdal steigen wir nochmals westlich steil hinauf zum Randtinden und weiter über den Langryggen zum Hunddalstoppen.

Dann langer Abstieg Richtung Katterat. Die letzten 500 m müssen wir uns per Garmin durch morastigen, steilen Birkenwald kämpfen. Wir kommen aber punktgenau raus und sind um 14:30 am Ziel: Katterat Stasjon.

     

km 16,4, hm 372

Rückreise:

Mit dem Zug nach Narvik und am nächsten Tag zurück nach Gällivare. Flug nach Stockholm. Dort wegen fehlendem Ausweis 1 Tag Aufenthalt für Polizei, Botschaft und erneutes Einchecken und viel, viel Ärger. Einen Tag später Rückflug nach Stuttgart.